Rut: Gnadenvolle und Bittere Fügung
Rut 1
1,1 Und es geschah in den Tagen, als die Richter richteten, da entstand eine Hungersnot im Land. Und ein Mann von Bethlehem-Juda ging hin, um sich im Gebiet von Moab als Fremder aufzuhalten, er und seine Frau und seine beiden Söhne. 1,2 Und der Name des Mannes war Elimelech und der Name seiner Frau Noomi und die Namen seiner beiden Söhne Machlon und Kiljon, Efratiter aus Bethlehem-Juda. Und sie kamen im Gebiet von Moab an und blieben dort. 1,3 Da starb Elimelech, der Mann Noomis; und sie blieb zurück mit ihren beiden Söhnen. 1,4 Die nahmen sich moabitische Frauen; der Name der einen war Orpa und der Name der anderen Rut. Und sie wohnten dort etwa zehn Jahre. 1,5 Da starben auch diese beiden, Machlon und Kiljon; und die Frau blieb zurück ohne ihre beiden Söhne und ohne ihren Mann.
1,6 Und sie machte sich auf, sie und ihre Schwiegertöchter, und kehrte aus dem Gebiet von Moab zurück. Denn sie hatte im Gebiet von Moab gehört, daß der HERR sein Volk heimgesucht habe, um ihnen Brot zu geben. 1,7 So zog sie weg von dem Ort, wo sie gewesen war, und ihre beiden Schwiegertöchter mit ihr. Als sie nun des Weges zogen, um in das Land Juda zurückzukehren, 1,8 sagte Noomi zu ihren beiden Schwiegertöchtern: Geht, kehrt um, jede in das Haus ihrer Mutter! Der HERR erweise euch Gnade, so wie ihr sie den Verstorbenen und mir erwiesen habt! 1,9 Der HERR gebe es euch, daß ihr Ruhe findet, eine jede in dem Haus ihres Mannes! Und sie küßte sie. Da erhoben sie ihre Stimme und weinten 1,10 und sagten zu ihr: [Nein], sondern wir wollen mit dir zu deinem Volk zurückkehren! 1,11 Doch Noomi sagte: Kehrt nur um, meine Töchter! Wozu wollt ihr mit mir gehen? Habe ich etwa noch Söhne in meinem Leib, daß sie eure Männer werden könnten? 1,12 Kehrt um, meine Töchter, geht! Ich bin ja zu alt, um eines Mannes [Frau] zu werden. Selbst wenn ich spräche: Ich habe [noch] Hoffnung! - wenn ich gar diese Nacht eines Mannes [Frau] werden würde und sogar Söhne gebären sollte, 1,13 wolltet ihr deshalb warten, bis sie groß würden? Wolltet ihr euch deshalb abgeschlossen halten, ohne eines Mannes [Frau] zu werden? Nicht doch, meine Töchter! Denn das bittere [Leid], das mir [geschah], ist zu schwer für euch. Ist doch die Hand des HERRN gegen mich ausgegangen. 1,14 Da erhoben sie ihre Stimme und weinten noch [mehr]. Und Orpa küßte ihre Schwiegermutter, Rut aber hängte sich an sie.
1,15 Da sagte sie: Siehe, deine Schwägerin ist zu ihrem Volk und zu ihrem Gott zurückgekehrt. Kehre [auch du] um, deiner Schwägerin nach! 1,16 Aber Rut sagte: Dringe nicht in mich, dich zu verlassen, von dir weg umzukehren! Denn wohin du gehst, [dahin] will [auch] ich gehen, und wo du bleibst, da bleibe [auch] ich. Dein Volk ist mein Volk, und dein Gott ist mein Gott. 1,17 Wo du stirbst, [da] will [auch] ich sterben, und dort will ich begraben werden. So soll mir der HERR tun und so hinzufügen - [nur] der Tod soll mich und dich scheiden. 1,18 Als sie nun sah, daß Rut fest darauf bestand, mit ihr zu gehen, da ließ sie ab, ihr zuzureden.
1,19 So gingen die beiden, bis sie nach Bethlehem kamen. Und es geschah, als sie in Bethlehem ankamen, da geriet die ganze Stadt ihretwegen in Bewegung, und die Frauen sagten: Ist das Noomi? 1,20 Sie aber sagte zu ihnen: Nennt mich nicht Noomi, nennt mich Mara! Denn der Allmächtige hat mir sehr bitteres [Leid] zugefügt. 1,21 Voll bin ich gegangen, und leer hat mich der HERR zurückkehren lassen. Warum nennt ihr mich Noomi, da der HERR gegen mich ausgesagt und der Allmächtige mir Böses getan hat?
1,22 So kehrte Noomi zurück und mit ihr die Moabiterin Rut, ihre Schwiegertochter, die aus dem Gebiet von Moab heimgekehrt war. Sie kamen nach Bethlehem zu Beginn der Gerstenernte.
Ich habe mir zum Ziel gesetzt, die nächsten vier Sonntage über das Buch Rut zu predigen – jeden Sonntag ein Kapitel. Wenn Sie den Juli besonders einprägsam machen wollen und Einblick und Erneuerung für sich selbst suchen, lesen Sie sich diese wundervolle Geschichte einmal in der Woche durch. (Im geruhsamen Tempo in 25 Minuten zu schaffen.) In dieser Geschichte sehen wir, wie “die Wege des Herrn unergründlich sind, Seine Wunder zu vollbringen” (Zitat einer Hymne von William Cowper. Anm des Ü.). Sie ist eine Geschichte für Menschen, die sich fragen, wo Gott ist, wenn es keine Träume, Visionen oder Propheten gibt. Sie ist für Menschen, die sich fragen, wo Gott ist, wenn eine Tragödie die andere jagt und ihren Glauben angreift. Sie ist für Menschen geschrieben, die sich fragen, ob es sich lohnt, in schweren Zeiten ein rechtschaffenes Leben zu führen. Sie ist auch eine Geschichte, für Menschen geschrieben, die sich nicht vorstellen können, dass jemals etwas Großartiges aus ihrem normalen Glaubensleben hervorgehen könnte. Es ist ein erfrischendes und ermutigendes Buch und ich wünsche mir, dass Sie diesen Sommer ermutigt und erfrischt werden.
Gottes Handeln in dunkelsten Zeiten
Basierend auf Kap.1, Vers 1, trug sich die Geschichte zu Zeiten der Richter zu. Es handelt sich um einen Zeitraum von 400 Jahren, nachdem Israel ins Gelobte Land unter der Führung von Josua eingezogen war und bevor es Könige in Israel gab (ungefähr 1500 bis 1100 v. Chr.). Das Buch der Richter ist in unseren Englischen Bibeln vor Rut und nach dem allerletzten Vers zu urteilen können Sie sehen, was das für ein Zeitalter war. Es heißt in Richter 21, 25: ” In jenen Tagen war kein König in Israel. Jeder tat, was recht war in seinen Augen.“ Es war eine sehr dunkle Zeit in Israel. Das Volk sündigte, Gott sandte Feinde gegen sie, das Volk schrie um Hilfe, Gott in Seiner Gnade ließ einen Richter hervorkommen , der sie erlöste. Immer wieder rebellierte das Volk, und dem äußeren Anschein nach schlug Gottes Plan für Gerechtigkeit und Seine Ehre in Israel fehl. Das Buch Rut gibt uns einen flüchtigen Einblick in das versteckte Handeln Gottes in den schlimmsten Zeiten.
Schauen Sieden letzten Vers in Rut (4,22) an. Rut und Boas wird ein Kind geboren, das Obed heißt. Obed wird Jesses Vater und Jesse wird Davids Vater, der Israel auf den Gipfel seiner Erfolge führen wird. Ein durchgehendes Thema dieses kleinen Buches ist Gottes Handeln in den schlimmsten Zeiten. Sogar durch die Sünden Seines Volkes kann und wird Er für ihre Ehre planen. Das gilt auf nationaler Ebene. Und wir werden sehen, dass es auch für das persönliche und- Familienleben gilt. Gott ist in den schlimmsten Zeiten tätig. Wenn Sie meinen, Er ist ganz weit weg oder hat sich sogar gegen sie gestellt, dann ist Er in der Tat dabei, die Grundlagen für ein glückliches Leben zu schaffen.
Beurteile den Herrn nicht mit schwachem Verstand
Trau auf Seine Gnade
Hinter einem zürnenden Geschick
verbirgt sich Sein lächelndes Antlitz.
(Basiert auf der Hymne “God moves in a mysterious Way” von William Cowper)
Ich glaube, das ist die Botschaft von Rut. Wir wollen sehen, was uns dieser unbekannte Autor unter der Inspiration des Heiligen Geistes lehrt.
Trauer und Hungersnot
Die Verse 1-5 beschreiben das Elend der Noomi. Zuerst (1,1) gibt es eine Hungersnot in Juda, wo Noomi und ihr Ehemann Elimelech und ihre Söhne Machlon und Kiljon wohnen. Es ist Noomi durchaus bewusst, wer Hungersnöte schafft. Gott tut es. In Levitikus 26,3-4 heisß es:
“Wenn ihr in meinen Ordnungen lebt und meine Gebote haltet und sie tut, dann werde ich euch die Regen[güsse] geben zu ihrer Zeit, und das Land wird seinen Ertrag geben,..”
Wenn die Regengüsse ausbleiben, dann ist es die harte Hand Gottes.
Dann gibt es die Entscheidung, in Moab zu leben, einem heidnischen Land mit fremden Göttern (1,15; Richter 10,6). Das hieß, mit dem Feuer spielen. Gott hatte Seinem Volk befohlen, sich von den umgrenzenden Ländernabzusondern. Als nun Noomis Mann starb, (1,13) was sollte sie anders denken, als dass Gott ihr mit Seinem Gericht folgte und zu der Hungersnot noch die Trauer hinzufügte?
Dann (in 1,4) heiraten ihre Söhne Moabiterinnen, eine heißt Orpa, die andere Rut. Und wieder greift Gott ein. Vers 5 zieht das Fazit von Noomis Tragödie, nach zehn Jahren kinderloser Ehe: ” Da starben auch diese beiden, Machlon und Kiljon; und die Frau blieb zurück ohne ihre beiden Söhne und ohne ihren Mann.” Eine Hungersnot, Umzug in das heidnische Gebiet von Moab, der Tod ihres Mannes, die Heirat ihrer Söhne mit fremden Frauen und der Tod ihrer Söhne – ein Schlag nach dem anderen, eine Tragödie nach der anderen. Was nun?
Noomis Versuch, Rut und Orpa zurückzuschicken
In Vers 6 erfährt Noomi, dass “der HERR sein Volk heimgesucht habe, um ihnen Brot zu geben.” So entschließt sie sich, nach Juda zurückzukehren. Es scheint, dass ihre beiden Schwiegertöchter, Rut und Orpa, mit ihr einen Teil des Weges gehen, aber dann versucht sie in den Versen 8-13, sie zur Rückkehr zu bewegen. Ich glaube, es gibt drei Gründe, warum der Autor so viel Raum für Noomis Bestreben, Rut und Orpa zurückzuschicken, widmet.
Noomis Elend
Erstens, Noomis Elend steht ganz im Mittelpunkt der Szene. Zum Beispiel sagt Noomi in Vers 11: “Kehrt nur um, meine Töchter! Wozu wollt ihr mit mir gehen? Habe ich etwa noch Söhne in meinem Leib, daß sie eure Männer werden könnten? Kehrt um, meine Töchter, geht! Ich bin ja zu alt, um eines Mannes [Frau] zu werden.” Mit anderen Worten, Noomi hat ihnen nichts anzubieten. Ihre Situation ist noch schlimmer als die ihrer Schwiegertöchter. Wenn sie versuchen, ihr und dem Namen ihrer Männer willen treu zu bleiben , erwartet sie nichts als Schmerz. So kommt sie [Noomi] am Ende des 13. Verses zu folgendem Schluss: “Nicht doch, meine Töchter! Denn das bittere [Leid], das mir [geschah], ist zu schwer für euch. Ist doch die Hand des HERRN gegen mich ausgegangen.” Geht nicht mit mir, denn Gott ist gegen mich. Euer Leben mag genauso bitter wie das meine werden.
Ein israelitischer Brauch
Der zweite Grund für die Verse 8-13 geht dahin, uns für einen Brauch in Israel vorzubereiten, der in den nachfolgenden Kapiteln alles für Noomi umkehren wird. Der Brauch besagte, dass , wenn ein israelitischer Mann starb, sein Bruder oder der nächste Verwandte die Witwe heiraten und den Namen des Bruders weiterführen sollte. (Deuteronomium 25, 5-10) Noomi bezieht sich auf diesen Brauch( im 11. Vers), wenn sie sagt, sie hätte keine Söhne, die Rut und Opra heiraten könnten. Sie glaubt, es wäre hoffnungslos für Rut und Opra, den Familiennamen weiterführen zu wollen. Offensichtlich vergisst sie, dass es einen anderen Verwandten, genannt Boas, gibt, der die Pflicht eines Bruders erfüllen könnte.
Wir können hier etwas lernen. Wenn wir entschieden haben, dass Gott gegen uns ist, übertreiben wir gewöhnlich unsere hoffnungslose Situation. Wir werden so bitter, dass wir gar nicht das Licht wahrnehmen, dass durch die Wolken hervorbricht. Gott war es, der die Hungersnot zu Ende brachte und den Weg nach Hause vorbereitete. (1,6). Gott war es auch, der einen Verwandten bewahrte, der Noomis Familiennamen weiterführt. Und Gott bewegte auch Rut, bei Noomi zu bleiben. Noomi ist aber so verbittert durch ihr hartes Geschick, dass sie Gottes gnädiges Handeln in ihrem Leben nicht erkennen kann.
Ruts Treue
Der dritte Grund für die Verse 8-13 besteht darin, Ruts Treue zu Noomi als außerordentlich erscheinen zu lassen. Im Vers 14 heißt es, dass Orpa Noomi zum Abschied küsste, aber Rut hängte sich an sie. Nicht einmal eine weitere Beschwörung [von Noomi] kann Rut davon abhalten. Das ist umso erstaunlicher, nachdem ihr Noomi die hoffnungslose Zukunft mit ihr vor Augen gehalten hat. Rut bleibt bei ihr trotz der offensichtlich hoffnungslosen Aussicht auf Witwenstand und Kinderlosigkeit. Noomi sieht schwarz für die Zukunft, und Rut nimmt ihre Hand und geht mit ihr hinein.
Ruts erstaunliche Worte finden sich im Kapitel 1, 16-17
“Dringe nicht in mich, dich zu verlassen, von dir weg umzukehren! Denn wohin du gehst, [dahin] will [auch] ich gehen, und wo du bleibst, da bleibe [auch] ich. Dein Volk ist mein Volk, und dein Gott ist mein Gott. 1,17 Wo du stirbst, [da] will [auch] ich sterben, und dort will ich begraben werden. So soll mir der HERR tun und so hinzufügen - [nur] der Tod soll mich und dich scheiden.”
Gottes Vorbildliche Frau
Je länger Sie diese Worte bedenken, desto erstaunlicher werden sie. Ruts Hingabe zu ihrer mittellosen Schwiegermutter ist einfach frappierend. Es bedeutet zuerst, dass sie ihre eigene Familie und ihr Heimatland verlässt. Zweitens bedeutet das für sie, soweit sie es versteht, ein Leben als Witwe und ohne Kinder, da Noomi ihr keinen Mann geben könnte, der sie heiratet; würde sie jemanden außerhalb der Familie heiraten, dann wäre die Verpflichtung zu Noomis Familiennamen verloren. Drittens bedeutet es, in ein fremdes Land mit neuen Menschen und neuen Bräuchen und einer neuen Sprache zu gehen. Viertens, liegt hier eine noch radikalere Verpflichtung als Heirat vor: “Wo du stirbst, [da] will [auch] ich sterben, und dort will ich begraben werden.” (V. 17) Mit anderen Worten, sie wird nie nach Hause zurückkehren, nicht einmal, wenn Noomi stirbt.
Die erstaunlichste aller Verpflichtungen aber ist diese: “Dein Gott wird mein Gott sein” (V. 16). Noomi hatte gerade im Vers 13 gesagt: ”Die Hand des Herrn ist gegen mich ausgegangen.” Noomis Erfahrung mit Gott war bitter. Trotzdem gibt Rut ihr Glaubenserbe auf und macht den Gott Israels zu dem ihren. Vielleicht hatte sie sich schon vor Jahren dazu verpflichtet, als ihr Mann von der unendlichen Liebe Gottes für Israel erzählte, von Seinem Machtbeweis am Roten Meer und Seinem glorreichen Plan für Frieden und Gerechtigkeit. Irgendwie hatte Rut trotz Noomis bitterer Erfahrungen Vertrauen zu Noomis Gott gefasst.
Wir haben hier ein Beispiel von Gottes vorbildlicher Frau vor uns. Ein Gottesglaube, der über gegenwärtige bittere Rückschläge hinwegsieht. Freiheit von dem Sicherheitsnetz und den Behaglichkeiten der Welt. Mut, sich ins Ungewisse und Fremde zu wagen. Radikale Verpflichtung in den von Gott gesetzten Beziehungen. O, dass Bethlehem solch eine Frau hervorbringen möchte!
Noomis Theologie: Richtig und Falsch
Rut und Noomi kehren also zusammen nach Bethlehem in Juda (Vers 19) zurück. Aber sie antwortet in Vers 20:
“Nennt mich nicht Noomi, nennt mich Mara! Denn der Allmächtige hat mir sehr bitteres [Leid] zugefügt. 1,21 Voll bin ich gegangen, und leer hat mich der HERR zurückkehren lassen. Warum nennt ihr mich Noomi, da der HERR gegen mich ausgesagt und der Allmächtige mir Böses getan hat?”
Was halten Sie von Noomis Theologie? Ich würde ihre Theologie den sentimalen Ansichten über Gott , wie sie heute in vielen evangelikalen Zeitschriften und Büchern kursieren, jederzeit vorziehen. Noomi ist unerschütterlich von drei Dingen überzeugt: Gott existiert. Gott ist souverän. Gott hat sie heimgesucht. Noomis Problem liegt darin, dass sie Josephs Geschichte vergessen hat, der auch in ein fremdes Land ging. Er wurde als Sklave verkauft. Er wurde von einer Ehebrecherin fälschlich beschuldet und landete im Gefängnis. Er hatte allen Grund, mit Noomi auszurufen: “ Der Allmächtige hat mir Bitteres getan. “ Er aber hielt an seinem Glauben fest und Gott wendete alles zum Guten im persönlichen Leben wie im Geschehen in Israels Nation. Der Schlüsselvers in Genesis 50,20 lautet: “Ihr zwar, ihr hattet Böses gegen mich beabsichtigt [sagt Joseph zu seinen Brüdern]; Gott [aber] hatte beabsichtigt, es zum Guten [zu wenden].” Noomi hat Recht, dass sie an einen souveränen , allmächtigen Gott glaubt, der die Geschicke der Nationen und Familien lenkt, der gleichermaßen täglich Freud und Leid zuteil werden lässt. Aber sie muss ihre Augen auftun, um Zeichen Seiner barmherzigen Absichten zu erkennen.
Gott war es, der die Hungersnot beendete und den Weg nach Hause vorbereitete. Bemerken Sie den Hauch der Hoffnung, am Ende des Verses 22: “Sie kamen nach Bethlehem zu Beginn der Gerstenernte.” Wenn Noomi nur sehen könnte, was das für eine Bewandtnis hat. Nicht nur das, sie muss auch Rut mit offenen Augen ansehen. Was für ein Geschenk! Welch Segen! Und doch sagt Noomi, als sie vor den Leuten in Bethlehem steht ,im Vers 21, “Voll bin ich gegangen, und leer hat mich der HERR zurückkehren lassen.” Nicht doch, Noomi! Du bist so übermüdet von der Nacht des Ungemachs, dass Du das Morgenrot der Freude nicht wahrnimmst. Was würde sie dazu sagen, wenn sie sehen könnte, dass sie durch Ruth einen Sohn bekäme, einen Sohn, der der Großvater eines der größten Könige Israels werden wird, und dass dieser König Israels der Vorläufer der Könige aller Könige, Jesus Christus, der Herr des ganzen Weltalls sein wird? Ich denke, sie würde folgendes sagen:
Beurteile den Herrn mit nicht mit schwachem Verstand
Trau auf Seine Gnade
Hinter einem zürnendem Geschick
verbirgt sich Sein lächelndes Antlitz.
Vier Kurze Lektionen
Lassen Sie mich mit vier kurzen Lektionen schließen.
*1. Gottes souveränes Handeln *
Der allmächtige Gott herrscht in allen Angelegenheiten der Menschen. Er herrscht über Nationen (Daniel 2,21) und über Familien. Sein Eingreifen erstreckt sich vom US Kongress bis zu Ihrer Küche. Lasst uns so sein, wie die Frauen des Alten Testaments. Was sie auch immer bezweifelt haben, eins war sicher: sie zweifelten nie daran, dass Gott in jedenAspekt ihres Lebens eingriff and keiner Seiner Hand wehren konnte (Daniel 4,34). Er sendet Regen und er nimmt ihn. Er gibt Leben und Er nimmt es. In Ihm leben und weben wir. Nichts – angefangen vom Zahnstocher bis zum Taj Mahal – kann recht beurteilt werden, es sei denn in Beziehung zu Gott. Er ist die allumfassende, alldurchdringende Realität. Noomi hatte Recht, und wir sollten mit ihr in dieser Überzeugung übereinstimmen. Der allmächtige Gott herrscht in allen Angelegenheiten der Menschen.
*2. Gottes mysteriöse Fügung *
Gottes Fügung ist manchmal schwer [verständlich]. Gott hat mit Noomi bitter gehandelt – zumindest in der kurzen Zeitspanne konnte es nur als Bitterkeit empfunden werden. Man könnte vielleicht sagen: Es war auf die Sünde zurückzuführen, nach Moab zu gehen und fremde Frauen zu heiraten. Vielleicht. Aber nicht unbedingt. Im Psalm 34,19 lesen wir: “Nahe ist der HERR denen, die zerbrochenen Herzens sind, und die zerschlagenen Geistes sind, rettet er.” Weder das Alte- noch das Neue Testament verspricht uns, dass Gläubige dem Leiden in diesem Leben entfliehen werden. Nehmen wir einmal an, dass Noomis Schicksalsschlag auf ihren Ungehorsam zurückzuführen war. Dann macht es die Geschichte noch viel ermutigender, denn es zeigt, dass Gott gewillt und in der Lage ist, sogar Sein Gericht in Freude zu verwandeln. Wenn Rut ihren Weg in die Familie durch Sünde fand, dann ist es umso erstaunlicher, dass sie die Großmutter von David wird und ein Vorfahre von Jesus Christus. Denke niemals, dass die Sünde Deiner Vergangenheit die Hoffnung für die Zukunft aufhebt.
*3. Gottes guter Plan *
Das bringt uns zur dritten Lektion. Gott regiert nicht nur in allen Angelegenheiten der Menschheit, und Seine Fügung ist manchmal hart, aber in all Seinen Werken verfolgt Er das Gute und das Glück der Seinigen. Wer hätte sich vorgestellt, dass in den dunkelsten Zeiten - im Zeitalter der Richter - Gott still am Werke war, durch die Tragödien einer einzelnen Familie den Weg für den größten König Israels vorzubereiten? Nicht nur das, sondern Er bewirkte auch große Freude im Leben von Noomi, Rut, Boas und deren Freunde. Sollte es irgendetwas geben, was Ihnen diesen Sommer zugestoßen ist, was Ihre Zukunft hoffnungslos erscheinen lässt, dann lernen Sie von Rut, dass Gott jetzt für Sie am Werk ist, Ihnen Hoffnung und eine Zukunft zu geben. Vertrauen Sie Ihm und warten Sie geduldig [auf Ihn]. Die unheilvollen Wolken bergen Gnade und werden segensvoll über Ihr Haupt herabströmen. (Zitat, Anm. d. Ü.) Beurteile den Herrn mit nicht mit schwachem Verstand
*4. Frei wie Rut *
Schließlich lernen wir: wenn Sie darauf vertrauen, dass Gottes souveräne Güte und Gnade Sie alle Tage Ihres Lebens begleitet, dann sind Sie frei wie Rut. Wenn Gott Sie ruft, dann können Sie Ihre Familie, Ihren Job und Minnesota verlassen und sich radikal verpflichten, neue Abenteuer einzugehen. Oder aber Sie finden die Freiheit, den Mut und die Kraft, Verpflichtungen einzuhalten, die Sie schon gemacht haben. Wenn Sie an die Souveränität Gottes glauben und davon überzeugt sind, dass Er es liebt, vollmächtig am Werk für die zu sein, die Ihm vertrauen, dann gibt es eine Freiheit und eine Freude, die durch kein Leid erschüttert werden kann. Das Buch Rut gibt uns einen Einblick in das verborgene Werk Gottes in den schlimmsten Zeiten. So wie die ganze Heilige Schrift, wie Paulus in Römer 15:4.13 sagt, ist Rut für uns geschrieben, dass wir voller Hoffnung sein mögen.