Den Krebs nicht vergeuden
[Anmerkung des Herausgebers: Unser Freund David Powlison von der Christian Counseling and Education Foundation (Christliche Stiftung für Beratung und Bildung), bei dem ebenfalls vor kurzem Prostatakrebs diagnostiziert wurde, hat John Pipers zehn Punkten einige hilfreiche Erweiterungen hinzugefügt. Eingerückte Absätze, vor denen „DP:“ steht, stammen von David Powlison.]
Ich schreibe diesen Text am Vorabend einer Prostata-Operation. Ich glaube an Gottes Heilkraft – durch Wunder wie durch die Medizin. Ich glaube, dass es gut und richtig ist, um beide Arten der Heilung zu beten. Der Krebs ist nicht sinnlos, wenn er von Gott geheilt wird. Ihm gebührt die Ehre, und genau deshalb gibt es den Krebs. Wenn man also nicht um Heilung betet, kann es sein, dass der Krebs vergeudet wird. Doch Heilung ist nicht Gottes Plan für jeden. Und es gibt viele andere Möglichkeiten, den Krebs zu vergeuden. Ich bete für mich selbst und für Sie, damit wir diesen Schmerz nicht vergeuden.
DP: Ich (David Powlison) füge John Pipers Worten diese Gedanken hinzu, und zwar an dem Morgen, nachdem bei mir Prostatakrebs diagnostiziert wurde (3. März 2006). Die zehn Hauptpunkte und der jeweils erste Absatz sind von ihm; der jeweils zweite Absatz ist von mir.
1. Sie vergeuden Ihren Krebs, wenn Sie nicht daran glauben, dass er von Gott für Sie vorgesehen ist.
Es genügt nicht, zu sagen, dass Gott unseren Krebs nur benutzt, ihn jedoch nicht vorsieht. Was Gott zulässt, lässt er aus einem bestimmten Grund zu. Und dieser Grund ist sein Plan. Wenn Gott vorhersieht, dass aus molekularen Veränderungen Krebs wird, kann er diesen aufhalten oder auch nicht. Tut er es nicht, verfolgt er eine Absicht. Da er unendlich weise ist, kann man diese Absicht einen Plan nennen. Satan ist real und verursacht viele Freuden und Schmerzen. Doch er ist nicht endgültig. Wenn er also Hiob mit bösen Geschwüren schlägt (Hiob 2,7), führt Hiob dies letzten Endes auf Gott zurück (Hiob 2,10) und der erleuchtete Schreiber stimmt dem zu: „Sie … trösteten ihn wegen all des Unglücks, das der HERR über ihn gebracht hatte.“ (Hiob 42,11). Wenn Sie nicht glauben, dass Ihr Krebs von Gott für Sie geplant ist, vergeuden Sie ihn.
DP: Seine planende Hand zu erkennen macht Sie nicht stoisch oder unehrlich oder gekünstelt lebhaft. Stattdessen entlockt und lenkt die Wirklichkeit von Gottes Plan Ihr ehrliches Aufschreien zu Ihrem einzig wahren Retter. Gottes Plan lädt zur ehrlichen Rede ein, statt uns zum Schweigen und damit zur Resignation zu bringen. Denken Sie an die Ehrlichkeit der Psalmen, an König Hiskia (Jesaja 38), an Habakuk 3. Diese Menschen sind mit schonungsloser Offenheit und glaubhaft ehrlich, weil sie wissen, dass Gott Gott ist, und ihre Hoffnung in ihn setzen. Psalm 28 lehrt Sie das leidenschaftliche, direkte Gebet zu Gott. Er muss Sie hören. Er wird Sie hören. Er wird weiter in Ihnen und Ihrer Situation arbeiten. Dieser Aufschrei entstammt Ihrem Gefühl, dass Sie Hilfe brauchen (28,1-2). Nennen Sie dann Gott Ihre speziellen Sorgen (28,3-5). Es steht Ihnen frei, das Gebet mit Ihren eigenen Anliegen zu personalisieren. Oftmals ist es bei den „verschiedenen Versuchungen“ des Lebens (Jakobus 1,2) so, dass das, womit Sie konfrontiert sind, nicht in Einzelheiten dem entspricht, womit David oder Jesus konfrontiert waren – doch die Dynamik des Glaubens ist dieselbe. Haben Sie Ihre Sorgen auf ihn geworfen, der für Sie sorgt, dann verleihen Sie Ihrer Freude Ausdruck (28,6-7): der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft. Schließlich, da Glaube sich stets in Liebe verwandelt, werden Ihre persönliche Not und Freude sich erweitern zu liebevoller Sorge für andere (28,8-9). Krankheit kann Ihre Wahrnehmung dafür schärfen, wie gründlich Gott schon und immer schon in jedem Detail Ihres Lebens gearbeitet hat.
2. Sie vergeuden Ihren Krebs, wenn Sie glauben, dass er ein Fluch und kein Geschenk ist.
„Also [gibt es] jetzt keine Verdammnis für die, welche in Christus Jesus sind.“ (Römer 8,1). „Christus hat uns losgekauft von dem Fluch des Gesetzes, indem er ein Fluch für uns geworden ist“ (Galater 3,13). „Denn es gibt keine Zauberei gegen Jakob und keine Wahrsagerei gegen Israel.” (4. Mose (Numeri) 23:23). „Denn Gott, der HERR, ist Sonne und Schild. Gnade und Herrlichkeit wird der HERR geben, kein Gutes vorenthalten denen, die in Lauterkeit wandeln.” (Psalm 84:12).
DP: Der Segen erscheint in dem, was Gott für uns, mit uns, durch uns tut. Er bringt seine großartige und gnadenvolle Versöhnung auf die Ebene des Fluchs. Ihr Krebs ist selbst einer jener 10.000 „Todesschatten“ (Psalm 23,4), die über jeden von uns kommen: all die Bedrohungen, Verluste, Schmerzen, Unvollständigkeit, Enttäuschung, Böses. Doch in seinen geliebten Kindern bewirkt unser Vater ein überaus freundliches Gutes durch unsere schmerzvollsten Verluste; manchmal, indem er heilt und den Körper wieder herstellt (vorübergehend, bis zur Auferstehung der Toten zum ewigen Leben), immer, indem er uns erhält und lehrt, auf dass wir ihn einfacher verstehen und lieben. Auf dem Prüfstand des Bösen wird Ihr Glaube tief und real und Ihre Liebe wird zielbewusst und weise: Jakobus 1,2-5; 1. Petrus 1,3-9; Römer 5,1-5; Römer 8,18-39.
3. Sie vergeuden Ihren Krebs, wenn Sie Trost bei Ihren Chancen suchen statt bei Gott.
Der Plan Gottes bei Ihrem Krebs besteht nicht darin, Sie in der rationalistischen, menschlichen Berechnung der Chancen zu schulen. Die Welt erhält Trost aus ihren Chancen. Nicht so die Christen. Manche zählen ihre Wagen (Prozentsatz der Überlebenschancen) und manche zählen ihre Rosse (Nebenwirkungen der Behandlung), wir aber zählen auf den Namen des Herrn, unseres Gottes (Psalm 20,7). Gottes Plan wird deutlich in 2. Korinther 1,9: „Wir selbst aber hatten in uns selbst [schon] das Urteil des Todes erhalten, damit wir nicht auf uns selbst vertrauten, sondern auf Gott, der die Toten auferweckt.“ Das Ziel Gottes bei unserem Krebs besteht (neben tausend anderen guten Dingen) darin, die Stützen unter unseren Herzen wegzuschlagen, damit wir uns ganz auf ihn verlassen.
DP: Gott selbst ist Ihr Trost. Er gibt sich selbst hin. Der Choral „Stille, mein Wille“ (von Katharina von Schlegel) rechnet die Chancen richtig aus: Wir werden mit 100-prozentiger Sicherheit leiden und Christus wird uns mit 100-prozentiger Sicherheit begegnen, zu uns kommen, uns trösten und die reinsten Freuden der Liebe wieder einsetzen. Das geistliche Lied „How Firm a Foundation“ (etwa: „Welch fester Grund“) rechnet die Chancen auf die gleiche Weise aus: Sie werden mit 100-prozentiger Sicherheit „ernste Qualen durchleben“, und Ihr Retter wird mit 100-prozentiger Sicherheit „mit dir sein, um deine Sorgen zu segnen und deine tiefste Verzweiflung zu heiligen.“ Bei Gott spielen Sie nicht mit Prozentsätzen, sondern Sie leben mit Sicherheiten.
4. Sie vergeuden Ihren Krebs, wenn Sie sich weigern, über den Tod nachzudenken.
Wir werden alle sterben, wenn Jesus seine Wiederkehr verschiebt. Nicht darüber nachzudenken, wie es sein wird, wenn man diese Welt verlässt und Gott begegnet, ist töricht. In Prediger 7,2 heißt es: „Besser, ins Haus der Trauer [zu einer Beerdigung] zu gehen, als ins Haus des Gastmahls zu gehen; denn jenes ist das Ende aller Menschen, und der Lebende nimmt es sich zu Herzen.“ Wie kann man es sich zu Herzen nehmen, wenn man nicht darüber nachdenkt? In Psalm 90,12 heißt es: „So lehre [uns] denn zählen unsere Tage, damit wir ein weises Herz erlangen!“ Die Tage zu zählen heißt, darüber nachzudenken, wie wenige es sind, und dass sie enden werden. Wie will man ein weises Herz erlangen, wenn man sich weigert, darüber nachzudenken? Wie sinnlos, wenn wir nicht über den Tod nachdenken.
DP: Paulus beschreibt den Heiligen Geist als die unsichtbare innere „Anzahlung“ auf die Sicherheit des Lebens. Durch den Glauben gibt der Herr einen süßen Vorgeschmack auf die direkte Wirklichkeit des ewigen Lebens in der Gegenwart unseres Gottes und Christi. Wir könnten auch sagen, der Krebs sei eine „Anzahlung“ auf den unvermeidlichen Tod, und gäbe einem einen bitteren Vorgeschmack auf die Realität unserer Sterblichkeit. Krebs ist ein Wegweiser, der auf etwas viel größeres verweist: den letzten Feind, dem Sie sich stellen müssen. Doch Christus hat diesen letzten Feind besiegt: 1. Korinther 15. Der Tod wird vom Sieg verschlungen. Der Krebs ist nur ein Kundschaftertrupp des Feindes auf Patrouille. Er hat keine endgültige Macht, wenn Sie ein Kind der Auferstehung sind, daher können Sie ihm ins Auge schauen.
5. Sie vergeuden Ihren Krebs, wenn Sie meinen, den Krebs zu „schlagen“ bedeute, am Leben zu bleiben und nicht, an Christus festzuhalten.
Satans und Gottes Pläne mit Ihrem Krebs sind nicht dieselben. Satan plant, Ihre Liebe für Christus zu zerstören. Gott plant, Ihre Liebe zu Christus zu vertiefen. Der Krebs gewinnt nicht, wenn Sie sterben. Er gewinnt, wenn Sie nicht an Christus festhalten. Gottes Plan ist es, Sie von der Brust der Welt zu entwöhnen und Sie mit der ausreichenden Fülle Christi zu nähren. Er soll Ihnen helfen, dies zu sagen und zu fühlen: „Ich achte auch alles für Verlust um der unübertrefflichen Größe der Erkenntnis Christi Jesu, meines Herrn, willen.“ Und deshalb zu wissen: „Denn das Leben ist für mich Christus und das Sterben Gewinn.“ (Philipper 3,8; 1,21).
DP: An Christus festzuhalten drückt die beiden Kernaktivitäten des Glaubens aus: dringende Bedürftigkeit und völlige Freude. Viele Psalmen sind ein Aufschrei in Moll; wir halten an unserem Retter fest, indem wir seiner bedürfen, um uns von realen Sorgen, realen Sünden, realen Leiden, realen Ängsten zu erretten. Viele Psalmen sind ein Gesang in Dur: Wir halten an unserem Retter fest, indem wir uns an ihm erfreuen, ihn lieben, ihm für alles danken, was er Gutes an uns getan hat, uns freuen, dass seine Rettung die schwerwiegendste Sache der Welt ist und er das letzte Wort hat. Und viele Psalmen beginnen in der einen Tonart und enden in der anderen. An Christus festzuhalten ist nicht eintönig; man durchlebt das gesamte Spektrum menschlicher Erfahrungen mit ihm. Den Krebs zu „schlagen“ bedeutet, in dem Wissen zu leben, dass Ihr Vater sich seines geliebten Kindes erbarmt, weil er Ihre Gestalt kennt und weiß, dass Sie nichts als Staub sind. Jesus Christus ist der Weg, die Wahrheit und das Leben. Zu leben bedeutet, ihn zu kennen, den zu kennen zu lieben bedeutet.
6. Sie vergeuden Ihren Krebs, wenn Sie zu viel Zeit darauf verwenden, über Krebs zu lesen, und nicht genug Zeit darauf, über Gott zu lesen.
Es ist nicht falsch, sich über Krebs zu informieren. Unwissenheit ist keine Tugend. Doch die Verlockung, immer mehr zu wissen und der fehlende Eifer, Gott immer mehr zu kennen, sind symptomatisch für den Unglauben. Der Krebs soll uns zur Wirklichkeit Gottes erwecken. Er soll dem Gebot in Hosea 6,3 Gefühl und Kraft verleihen: „So lasst uns [ihn] erkennen, [ja,] lasst uns nachjagen der Erkenntnis des HERRN!“ Er soll uns zur Wahrheit in Daniel 11,32 erwecken: „Das Volk, das seinen Gott kennt, wird sich stark erweisen und entsprechend handeln.“ Er soll aus uns unerschütterliche, unzerstörbare Eichenbäume machen: „Er hat seine Lust am Gesetz des HERRN und sinnt über sein Gesetz Tag und Nacht! Er ist wie ein Baum, gepflanzt an Wasserbächen, der seine Frucht bringt zu seiner Zeit, und dessen Laub nicht verwelkt; alles was er tut, gelingt ihm.“ (Psalm 1,2-3). Wie sinnlos ist der Krebs, wenn wir Tag und Nacht über Krebs nachlesen und nicht über Gott.
DP: Was für Ihr Leseverhalten gilt, hat auch für Ihre Gespräche mit Anderen Gültigkeit. Andere Menschen werden oft ihre Fürsorge und Besorgnis ausdrücken, indem sie sich nach Ihrer Gesundheit erkundigen. Das ist gut, doch bleibt das Gespräch leicht dort stecken. Erzählen Sie ihnen also offen von Ihrer Krankheit und ersuchen Sie sie um ihre Gebete und ihren Rat; geben Sie dann jedoch dem Gespräch eine andere Richtung, indem Sie Ihnen erzählen, was Ihr Gott tut, um Sie getreu mit 10.000 Gnaden zu erhalten. Robert Murray McCheyne sagte weise: „Werfen Sie für jeden einzelnen Blick auf Ihre Sünden zehn Blicke auf Christus.“ Er begegnete damit unserer Neigung, dieses 10:1-Verhältnis umzukehren, indem wir über unser Versagen brüteten und den Herrn der Gnade vergaßen. Was McCheyne über unsere Sünden sagt, können wir auch auf unser Leiden anwenden. Sagen Sie für jeden einzelnen Satz, den Sie zu anderen über Ihren Krebs sagen, zehn Sätze über Ihren Gott und Ihre Hoffnung und darüber, was er Sie lehrt, und über die kleinen Segnungen an jedem Tag. Verbringen Sie für jede Stunde, die Sie mit Nachforschungen oder Gesprächen über Ihren Krebs verbringen, 10 Stunden damit, über Ihren Herrn nachzuforschen, zu sprechen und ihm zu dienen. Beziehen Sie alles, was Sie über Ihren Krebs erfahren, zurück auf ihn und seine Absichten, dann werden Sie nicht davon besessen.
7. Sie vergeuden Ihren Krebs, wenn Sie sich von ihm in die Einsamkeit treiben lassen, statt Ihre Beziehungen mit offenkundiger Liebe zu vertiefen.
Als Epaphroditus Paulus die Geschenke überbrachte, die die Kirche der Philipper gesandt hatte, wurde er krank und starb beinahe. Paul sagt den Philippern: „Da er ja sehnlich nach euch allen verlangte und er sehr in Unruhe war, weil ihr gehört hattet, dass er krank war.“ (Philipper 2,26). Was für eine erstaunliche Antwort! Es heißt nicht, dass sie in Unruhe waren, weil er krank war, sondern dass er in Unruhe war, weil sie gehört hatten, dass er krank war. Ein solches Herz will Gott mit dem Krebs erschaffen: ein zutiefst liebendes, sorgendes Herz für die Menschen. Vergeuden Sie Ihren Krebs nicht, indem Sie sich in sich selbst zurückziehen.
DP: Unsere Kultur hat schreckliche Angst davor, dem Tod zu begegnen. Sie ist von der Medizin besessen. Sie erhebt Jugend, Gesundheit und Energie zum Idol. Sie versucht, jegliche Anzeichen von Schwäche oder Unvollkommenheit zu verbergen. Sie werden anderen großen Segen bringen, wenn Sie in Ihren Schwächen offen, glaubend und liebend leben. Paradoxerweise stärkt es andere, wenn man sich mit Schmerzen und Schwäche nach außen in Beziehungen begibt. „Füreinander da sein“ ist eine in zwei Richtungen befahrbare Straße des großzügigen Gebens und dankbaren Empfangens. Ihre Bedürftigkeit gibt anderen eine Möglichkeit, zu lieben. Und da Liebe stets Gottes höchstes Ziel auch bei Ihnen ist, werden Sie seine schönste und freudenreichste Lektion lernen, indem Sie kleine Gelegenheiten finden, Sorge für andere auszudrücken, wenn Sie selbst am schwächsten sind. Eine große, lebensbedrohliche Schwäche kann sich als erstaunlich befreiend erweisen. Es bleibt Ihnen nichts zu tun, als von Gott und anderen Menschen geliebt zu werden, und Gott und andere Menschen zu lieben.
8. Sie vergeuden Ihren Krebs, wenn Sie trauern wie jene, die keine Hoffnung haben.
Paulus verwendete diese Worte in Bezug auf jene, denen geliebte Menschen gestorben waren: „Wir wollen euch aber, Brüder, nicht in Unkenntnis lassen über die Entschlafenen, damit ihr nicht betrübt seid wie die übrigen, die keine Hoffnung haben.“ (1. Thessalonicher 4,13). Es gibt Trauer beim Tod. Selbst für den Glaubenden, der stirbt, gibt es einen zeitweiligen Verlust - einen Verlust des Körpers, und einen Verlust der geliebten Menschen hier, und einen Verlust des geistlichen Dienstes auf Erden. Doch die Trauer ist anders – sie ist von Hoffnung durchdrungen. „Wir möchten lieber ausheimisch vom Leib und einheimisch beim Herrn sein.“ (2. Korinther 5,8). Vergeuden Sie Ihren Krebs nicht, indem Sie trauern wie jene, die keine Hoffnung haben.
DP: Zeigen Sie der Welt diese andere Art des Trauerns. Paulus sagte, er hätte „Traurigkeit über Traurigkeit" gehabt, wenn sein Freund Epaphroditus gestorben wäre. Er war traurig gewesen, als er die schmerzliche Last der Krankheit seines Freundes spürte. Er wäre doppelt traurig gewesen, wenn sein Freund gestorben wäre. Doch diese liebende, ehrliche, gottorientierte Traurigkeit existierte neben „freut euch jederzeit“ und „der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft“ und „echte Sorge für dein Wohlergehen zeigen“. Wie kann denn aber ein seelischer Schmerz neben Liebe, Freude, Frieden und einem unzerstörbaren Gefühl eines Sinns des Lebens existieren. In der inneren Logik des Glaubens ergibt das einen perfekten Sinn.
Tatsächlich kann es sein, dass Sie, genau weil Sie Hoffnung haben, die Leiden dieses Lebens heftiger spüren: Traurigkeit über Traurigkeit. Im Gegensatz dazu wählt die Trauer, die keine Hoffnung hat, oft Verleugnung oder Flucht oder Geschäftigkeit, weil sie sich der Realität nicht stellen kann, ohne zu verzweifeln. Bei Christus wissen Sie, was auf dem Spiel steht, und daher spüren Sie heftig das Schlechte dieser gefallenen Welt. Sie nehmen Schmerz und Tod nicht als sicher an. Sie lieben, was gut ist, und hassen, was böse ist. Schließlich folgen Sie dem Bild „eines Menschen der Leiden, der mit der Trauer vertraut ist". Doch dieser Jesus nahm sein Kreuz willentlich auf sich „für die Freude, die vor ihm lag“. Er lebte und starb in der Hoffnung, dass alles wahr würde. Sein Schmerz wurde nicht durch Verleugnung oder Medizin betäubt, und er war auch nicht gefärbt von Verzweiflung, Furcht oder Um-sich-Schlagen nach irgendeinem Strohhalm der Hoffnung, der seine Lage ändern könnte. Jesu letzte Versprechen sind voller Freude fester Hoffnung mitten im Leiden: „Meine Freude sei in euch und eure Freude werde völlig. Eure Traurigkeit wird zur Freude werden. Eure Freude nimmt niemand von euch. Bittet, und ihr werdet empfangen, damit eure Freude völlig sei. Dieses rede ich in der Welt, damit sie meine Freude völlig in sich haben.” (Auswahl aus Johannes 15-17).
9. Sie vergeuden Ihren Krebs, wenn Sie die Sünde so beiläufig wie bisher behandeln.
Sind Ihre eingefleischten Sünden so verlockend wie vor Ihrem Krebs? Wenn ja, verschwenden Sie Ihren Krebs. Der Krebs soll den Appetit auf Sünde zerstören. Stolz, Gier, Lüsternheit, Hass, Unversöhnlichkeit, Ungeduld, Faulheit, Verzögern – all diese sind die Gegner, die der Krebs angreifen soll. Denken Sie nicht nur daran, gegen den Krebs zu kämpfen. Denken Sie auch daran, mit dem Krebs zu kämpfen. All diese Dinge sind schlimmere Feinde als der Krebs. Verschwenden Sie nicht die Macht des Krebses, diese Feinde zu vernichten. Lassen Sie durch die Gegenwart der Ewigkeit die Sünden der Zeit so sinnlos aussehen, wie sie tatsächlich sind. „Denn was wird es einem Menschen nützen, wenn er die ganze Welt gewönne, sich selbst aber verlöre oder einbüßte?“ (Lukas 9,25).
DP: Das Leiden ist tatsächlich dazu da, Sie der Sünde zu entwöhnen und Ihren Glauben zu stärken. Wenn Sie Gott-los sind, dann vergrößert das Leiden die Sünde. Werden Sie in Ihrer Lebensführung bitterer werden, verzweifelter, süchtiger, ängstlicher, rasender, vermeidender, sentimentaler, gottloser? Werden Sie so tun, als sei alles wie immer? Werden Sie mit dem Tod einig werden, zu Ihren Bedingungen? Aber wenn Sie Gott gehören, wird das Leiden in den Händen Christi Sie verändern, immer langsam, manchmal schnell. Sie werden mit dem Leben und dem Tod zu seinen Bedingungen einig werden. Er wird Sie gütig machen, Sie reinigen, Sie von Eitelkeiten befreien. Er wird dafür sorgen, dass Sie ihn brauchen und ihn lieben. Er ordnet Ihre Prioritäten neu, damit die wichtigsten Dinge öfter am wichtigsten sind. Er wird mit Ihnen gehen. Natürlich werden Sie manchmal versagen, vielleicht von Reizbarkeit oder Grübelei, Wirklichkeitsflucht oder Ängsten gepackt werden. Doch er wird Sie immer aufheben, wenn Sie stolpern. Ihr innerer Feind – ein moralischer Krebs, der zehntausend Mal tödlicher ist als Ihr körperlicher Krebs – wird absterben, wenn Sie immer weiter Ihren Retter suchen und finden: „Um deines Namens willen, HERR, vergib mir meine Schuld, denn sie ist groß. Wer ist nun der Mann, der den HERRN fürchtet? Ihn wird er unterweisen in dem Weg, den er wählen soll.“ (Psalm 25).
10. Sie vergeuden Ihren Krebs, wenn Sie ihn nicht als ein Mittel nutzen, Wahrheit und Herrlichkeit Christi zu bezeugen.
Christen sind niemals irgendwo durch göttlichen Zufall. Es gibt Gründe dafür, dass wir dort ankommen, wo wir sind. Bedenken Sie, was Jesus über schmerzhafte, ungeplante Umstände sagte: „Vor diesem allem aber werden sie ihre Hände an euch legen und euch verfolgen, indem sie euch an die Synagogen und Gefängnisse überliefern, um euch vor Könige und Statthalter zu führen um meines Namens willen. Es wird euch aber zu einem Zeugnis ausschlagen.” (Lukas 21,12 -13). Ebenso ist es mit dem Krebs. Er wird eine Möglichkeit sein, Zeugnis abzulegen. Christus ist unendlich wertvoll. Hier ist eine goldwerte Möglichkeit zu zeigen, dass er mehr wert ist als das Leben. Vergeuden Sie sie nicht.
DP: Jesus ist Ihr Leben. Er ist der Mensch, vor dem sich jedes Knie beugt. Er hat den Tod ein für allemal überwunden. Er wird zu Ende bringen, was er begonnen hat. Lassen Sie Ihr Licht leuchten, indem Sie in ihm, von ihm, durch ihn, für ihn leben. Ein altes geistliches Lied drückt es so aus:
Christus sei mit mir,
Christus in mir,
Christus hinter mir,
Christus vor mir,
Christus neben mir,
Christus, um mich zu gewinnen,
Christus, um mich zu trösten und wieder herzustellen,
Christus unter mir,
Christus über mir,
Christus in Stille,
Christus in Gefahr,
Christus in den Herzen aller, die mich lieben,
Christus im Mund von Freund und Fremden
(aus „I bind unto myself the name“ [etwa: „Ich binde an mich den Namen"])
Bei Ihrem Krebs bedürfen Sie Ihrer Brüder und Schwestern, um die Wahrheit und Herrlichkeit Christi zu bezeugen, mit Ihnen zu gehen, ihren Glauben an Ihrer Seite auszuleben, Sie zu lieben. Und Sie können mit Ihnen und mit allen anderen dasselbe tun und zu dem Herzen werden, das Freunde wie Fremde mit der Liebe Christi liebt, zum Mund, der mit Hoffnung für Freunde wie Fremde gefüllt ist.
Denken Sie daran, dass Sie nicht verlassen sind. Sie werden die Hilfe haben, die Sie brauchen. „Mein Gott aber wird alles, was ihr bedürft, erfüllen nach seinem Reichtum in Herrlichkeit in Christus Jesus.” (Philipper 4,19)
Pastor John