Liebe Christen, betet für die theologischen Seminare

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Founder & Teacher, Desiring God

Der Einfluss unserer theologischen Seminare auf Theologie, Gemeinden und Missionsgesellschaften kann nicht hoch genug eingestuft werden. Der Umgangston unter den Studenten und die Art, wie Dozenten sprechen, prägen den Stil auf unseren Kanzeln. Die Leidenschaft der Dozenten wird im Grossen und Ganzen die Leidenschaft unserer jungen Pastoren sein. Was sie vernachlässigen, wird vermutlich auch auf unseren Kanzeln vernachlässigt werden.

Als ich für meine Ausbildung ein Seminar suchte, bekam ich den Rat: “Das Seminar mit seiner Denomination, seiner Bibliothek und der umliegenden Gegend ist das eine, das Entscheidende aber sind gute Dozenten.” – Mit “guten Dozenten” meinte er natürlich nicht nur charismatische Persönlichkeiten, vielmehr meinte er diese ideale Verbindung, die aus Liebe zu Gott, zur Wahrheit, zur Gemeinde und aus einem gründlichen Vertrautsein mit Gott und seinem Wort besteht. Dabei wird auf die biblische Lehre geachtet und die unfehlbare und wahre Heilige Schrift sorgfältig interpretiert.

Ich glaube, dass sein Rat richtig war. Entscheiden Sie sich also für ein Seminar wegen seiner Dozenten. Das heisst, wenn wir für unsere Seminare beten, beten wir besonders für die Dozenten und für die Direktoren, die diese beurteilen, auswählen und anstellen.

Wenn wir kurz darüber nachdenken, wofür wir beten sollen, dann wird sich unser eigenes Dienstverständnis klären. Wie sollen Pastoren geprägt werden, die unsere Seminare durchlaufen? Je intensiver wir dafür beten, um so klarer möchten wir verstehen, wie wichtig die Aufgaben eines Pfarrers oder Pastors sind. Dabei können wir uns überlegen, welche Qualitäten und welchen Stil die Ausbildner haben sollen und womit sie die Studierenden auf ihren Dienst vorbereiten.

So wird unser Wunsch für Seminare zu beten, uns dazu bringen, uns mit den theologischen und geistlichen Anforderungen einer Pastorenausbildung zu befassen. Daher folgen hier einige grundsätzliche Überlegungen zum Thema. Meine Darstellung besteht aus 3 Teilen. Jede Gruppe steht für einen biblischen Wert, für den wir beten können.

Über allem steht die Ehre unseres Herrn der Herrlichkeit (1. Anliegen). Die erste Gruppe mit den Bitten 2 bis 7 widerspiegelt die angemessene Haltung Gott gegenüber. Angesichts der menschlichen Unzulänglichkeit sind Bescheidenheit und Demut angebracht: “Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben … denn ohne mich könnt ihr nichts tun” Joh 15,5. “Wir haben aber diesen Schatz in irdenen Gefässen, damit die überschwängliche Kraft von Gott sei und nicht von uns (2Kor 4,7). ”Wer aber ist dazu tüchtig?” (2Kor 2,16).

Jesus Christus allein genügt für alle und alles. Die Bitten 8 bis 11 haben zum Ziel, dass bei aller Begeisterung für gegenwärtige Strömungen das Herz eines Pastors für die bleibenden Werte des Glaubens schlägt. “Aber was mir Gewinn war, das habe ich wegen Christus für Schaden erachtet. Ja noch mehr: Ich erachte alles für Schaden gegenüber der überschwänglichen Erkenntnis Christi Jesu, meines Herrn (Phil 3,7 und 8).

Die Anliegen 12 bis 21 haben zum Ziel, dass wir echte Ehrfurcht vor der gesamten Heiligen Schrift entwickeln. Was die Apostel und Propheten der Bibel predigten und lehrten, soll gewissenhaft und treu für die Gläubigen ausgelegt werden. “Bemühe dich darum, dich vor Gott zu erweisen als einen rechtschaffenen und untadeligen Arbeiter, der das Wort der Wahrheit recht austeilt”(2Tim 2,15).

Im Weiteren können Sie diese Gebete durch Ihre persönlichen Anliegen für theologische Seminare ergänzen. Die Schritte hier sollen die geistliche Kraft und die Hingabe in unseren Gemeinden fördern.

Ich bete:

  1. … dass es das aufrichtige und klare Ziel jedes Dozenten ist, so zu leben und zu unterrichten, dass seine Studenten die Herrlichkeit Gottes mehr als alles bewundern (1Kor 10,31 und Mt 5, 16).

  2. … dass bei den vielen Wegen, wie dieses Ziel erreicht werden kann, sich das ganze theologische Seminar an 1Petrus 4,11 hält: “… wenn jemand dient, dass er´s tue aus der Kraft, die Gott gewährt, damit in allen Dingen Gott gepriesen werde durch Jesus Christus.”

  3. … dass die Anforderungen für einen Pastor so beschrieben werden, dass die Studenten sich ehrlich fragen: “Wer ist dazu fähig?” (2Kor 2,16).

  4. … dass in jedem Kurs klar wird, dass es weniger um äusserlichen Erfolg als um das Wirken geht, das durch Gottes Geist ausgelöst wird (Gal 3,5).

  5. ... dass die Dozenten die Grundhaltung entwickeln, die in 1Kor 15,10 und in Röm 15,18 beschrieben wird: “Aber durch Gottes Gnade bin ich, was ich bin. Und seine Gnade an mir ist nicht vergeblich gewesen, sondern ich habe viel mehr gearbeitet als sie alle; nicht aber ich, sondern Gottes Gnade, die in mir ist … Denn ich werde nicht wagen, von etwas zu reden, das nicht Christus durch mich gewirkt hat, um die Heiden zum Gehorsam zu bringen durch Wort und Werk.”

  6. ... dass die geistliche Armut (Mt 5,3), die Demut und Sanftmut (Kol 3,12; Eph 4,2; 1Petrus 5, 5-6) Leitung, Dozenten- und Studentenschaft in ihrem Verhalten bestimmen.

  7. … dass das Seminar den Studenten durch Lehre und Vorbild bewusst macht, dass im Blick auf Gottes Gnade es absolut entscheidend ist, unaufhörlich zu beten und an jedem Erfolg zu zweiflen, der ohne Gebet zustande gekommen ist (Mt 7,7-11; Eph 6,18).

  8. ... dass die Studenten durch Dozenten und Mitarbeiter erfahren, wie entlastend es ist, wenn Gott uns annimmt, – obwohl wir eigentlich die ewige Verdammnis verdienen (Mt 25, 46; 18,23-35; Lk 7,42,47).

  9. ... dass durch die Dozenten an unseren Seminaren in 50 Jahren Hunderte von Pastoren John Newtons Worte auf ihrem Sterbebett wiederholen werden: “Meine Erinnerung ist nahezu verblasst, aber an zwei Tatsachen denke ich: dass ich ein grosser Sünder bin und dass Jesus ein grosser Retter ist.”

  10. ... dass die Dozenten ihre Studenten begeistern können. Denn was uns die Heilige Schrift an Wahrheit aufzeigt, ist grossartig. ”Das Gesetz des Herrn ist vollkommen und belebt die Seele“ (Ps 19,8).

  11. ... dass jeder Dozent einen pädagogischen Stil entwickelt, den James Denneys so beschreibt: “Keiner kann sich selbst als den Klügsten hinstellen und gleichzeitig darauf hinweisen, dass nur Jesus Christus erlösen kann. ”

  12. ... dass es im Umgang mit der Heiligen Schrift keine Abkürzung gibt, wenn man verstehen will, was für die Verkündigung und das Leben wichtig ist.

  13. ... dass die Studenten eine grosse Ehrfurcht vor der Bibel entwickeln, und dies genauso im Hinblick auf die ernsten Warnungen als auch auf die schönsten Verheissungen. Das Gebot nach “Heiligkeit zu streben” (Hebr 12,14) wird nicht geschmälert, sondern bekommt erst das richtige Gewicht durch die Zusage der göttlichen Vollmacht: “Der Gott des Friedens aber, der den grossen Hirten der Schafe, unseren Herrn Jesus Christus, von den Toten herausgeführt hat durch das Blut des ewigen Bundes, der mache euch tüchtig in allem Guten, zu tun seinen Willen, und schaffe in uns, was ihm gefällt, durch Jesus Christus, welchem sei Ehre von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen” (Hebr 13, 20f).

  14. ... dass eine klare Überzeugung dafür besteht, dass das gründliche und regelmässige Lesen der Bibel der beste Weg ist, um die Probleme der Menschen weise anzugehen. “Denn alle Schrift, von Gott eingegeben, ist nütze zur Lehre, zur Zurechtweisung, zur Besserung, zur Erziehung in der Gerechtigkeit, dass der Mensch Gottes vollkommen sei,* zu allem guten Werk geschickt*” (2Tim 3,16-17).

  15. ... dass die Dozenten nicht die gegenwärtigen Methoden der Bibelkritik vertreten, die “eine minimale Einheit bei grösster Vielfalt” suchen. Die Studenten sollen den gesamten Ratschluss Gottes erkennen und sehen, wie alles zusammenpasst. “… denn ich habe nicht unterlassen, euch den ganzen Ratschluss Gottes zu verkündigen” (Apg 20, 27).

  16. ... dass die biblische Erkenntnis alle Unterrichtseinheiten bestimmt, auch wenn die Themen mit einer Sprache und mit Paradigmen behandelt werden, die von anderen Wissenschaftszweigen her bekannt sind.

  17. ... dass Gott und sein Wort nicht als selbstverständliche Grundlage genommen werden, über die stillschweigend und ohne Bewunderung hinweggegangen wird.

  18. ... dass die Dozenten die anstrengende und schwierige Aufgabe der Textanalyse mit grosser Ehrfurcht vor der Wahrheit und Schönheit der Heiligen Schrift angehen.

  19. ... dass beim Studium der Heiligen Schrift neue Entdeckungen gemacht werden, die für die Gemeinde durch Bücher und (Zeitschriften-) Artikel veröffentlicht werden.

  20. ... dass Vorsitzende, Leitung und Dozentenschaft Mut und Weisheit von Gott erhalten, Beschlüsse zu fassen, die die Erfüllung dieser Bitten fördern.

  21. ... und dass die Vorstände und alle Verantwortlichen auf die moralische und lehrmässige Integrität der Dozentenschaft achten und alles unternehmen, um die Treue zur Bibel in allem, was unterrichtet und getan wird, zu bewahren.

Liebe Christen, wir wollen die theologischen Seminare nicht nur empfehlen oder kritisieren. Gott liebt seine Gemeinde und ebenso seine Wahrheit. Es gefällt ihm, die Bitten seiner Freunde zu erhören. Generationen der Treue stehen auf dem Spiel. Daher, liebe Christen, lasst uns für theologische Seminare beten.